D I E ..W E G B E R E I T E R
Axel und Eigil Axgil waren am 1. Oktober 1989 das erste schwule Paar der Welt, das sich im Kopenhagener Rathaus »trauen« ließ. Zu diesem Zeitpunkt hatten die beiden Dänen schon seit fast vierzig Jahren zusammengelebt. Bereits 1956 hatten sie ihre Namen ändern lassen, um der Welt zu zeigen, daß sie zusammengehörten. Aus den zwei Silben ihrer Vornamen schufen sie sich einen gemeinsamen Nachnamen, den zu tragen ihnen auch amtlicherseits zugestanden wurde. 35,- DKR hatte sie das damals nur gekostet. Noch unte seinem Namen Axel Lundahl Madsen hatte Axel Axgil 1948 mit dem Forbundet af 1948 die erste Schwulen- und Lesbenorganisation Skandinaviens ins Leben* gerufen. Im Zuge der dänischen Pornographie-Affäre Mitte der fünfziger Jahre wurden ihm und Eigil Eskildsen die weitere Mitgliedschaft in dem Verband verweigert. Erst Anfang der siebziger Jahre, als dieser von Angehörigen einer jüngeren Generation geleitet wurde, bot man den beiden eine erneute Mitgliedschaft an. 1974 wurde Axel Axgil dann sogar zum Ehrenmitglied des Forbundet af 1948 ernannt. |
Axel Lundahl Madsen (*1915), der Gründer des dänischen Forbundet af 1948, und sein Freund Eigil Eskildsen (1922-1995) »verlobten« sich am 15. Januar 1950 und nahmen ab 1956 den gemeinsamen Familiennamen Axgil an. Knapp 40 Jahre später gingen die beiden als »erstes schwules Ehepaar der Welt« in die Geschichte ein. 1950 gründeten sie auch die Firmen International Modelfoto Service (IMS) und Dansk Forretnings Tjeneste (DFT) und gehörten damit zu den führenden Homoporno-Produzenten Skandinaviens. Als die Pornografie- Affäre 1955 und 1956 die dänische Öffentlichkeit erschütterte, wurden sie zu einem Jahr strenger Isolationshaft verurteilt. In der Urteilsbegründung hieß es unter anderem, sie hätten »Spekulation mit der Sinnlichkeit anderer Leute betrieben«. Axel Lundahl Madsen und Eigil Eskildsen gründeten 1954 die International Homosexual World Organisation (IHWO), die nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu bereits bestehenden Vereinigungen verstanden werden wollte. |
Axel Axgil:
Der Wegbereiter
Raimund Wolfert
Am Abend des 23. Juni 1948 war Axel Lundahl Madsen im nord-dänischen Ålborg zusammen mit einem Freund auf dem Weg, um das traditionelle Sankt-Hans-Fest in der Stadt zu feiern. Schon seit geraumer Zeit trug er die Idee mit sich herum, eine Gemeinschaft für Homosexuelle in Dänemark zu gründen. Ein Jahr zuvor hatte die UNO die Menschenrecht-Charta verkündet. Die Ideale von Frieden, Freiheit und Gemeinschaft nahmen einen zentralen Platz in der öffentlichen Diskussion ein. Eine Katastrophe, wie sie die Jahre vor und während des Zweiten Weltkrieges mit sich gebracht hatten, sollte sich nie mehr wiederholen. Auch was die Situation Homosexueller betraf, stand man an einer Zeitenwende. Der Kinsey-Report, der 1948 innerhalb kurzem zum Bestseller wurde, öffnete vielen die Augen für die Existenz von Homosexuellen und deren Forderung nach Gleichberechtigung.
Bestärkt durch die Gespräche mit Freunden faßte Lundahl Madsen an diesem Abend den Entschluß, seine Idee einer Homosexuellen-Organisation in die Tat umzusetzen. Damit legte er den Grundstein für die skandinavische Schwulen- und Lesbenbewegung, deren Geschichte bis auf den heutigen Tag ungeschrieben, trotz einzelner Niederlagen, innerer Konflikte und starken Widerstandes von außen aber eine Erfolgsstory ohne Parallele ist. Daß Dänemark 1989 das erste Land der Welt sein würde, das Schwulen und Lesben die Möglichkeit gab, ihre Partnerschaft staatlich registrieren zu lassen, und daß Axel und sein Freund Eigil im Zuge dessen als erstes schwules Paar der Welt "heiraten" konnten, das hätte Lundahl Madsen sich 1948 dennoch nicht träumen lassen.
"Ich weiß nicht, ob mir die Vereinsarbeit bereits in die Wiege gelegt wurde", sagt er, als wir uns Ende Juni während der diesjährigen Gay & Lesbian Europride-Tage in Kopenhagen treffen. "Auf jeden Fall begann ich schon früh, mich zu engagieren, zum Beispiel in der pazifistischen Vereinigung 'Aldrig mere Krig' (Nie wieder Krieg). Als Sekretär der Odense-Abteilung schrieb ich bereits als junger Mann Artikel für die Mitgliederzeitschrift dieser Vereinigung und hielt bei mehreren Gelegenheiten Vorträge. Später schloß ich mich der Partei Retsforbundet an und war als Vorsitzender der Jugendorganisation dieser Partei auch Mitglied im Jugendausschuß des Ålborger Stadtrates." In den Augen der
anderen war das gleichzeitig betriebene homopolitische Engagement Lundahl Madsens aber ein Ding der Unmöglichkeit, und seine Arbeit für Retsforbundet fand ein jähes Ende, als er Kredsen af 1948 (Der Kreis von 1948), die erste Vereinigung für Schwule und Lesben in Dänemark gegründet hatte. Sie mußte sich alsbald in Forbundet af 1948 (Der Verband von 1948) umbenennen und konnte dadurch einem Prozeß aus dem Wege gehen. Die Schwierigkeiten aber, denen Lundahl Madsen persönlich entgegentreten mußte, als sein Name in Zusammenhang mit der neugegründeten Organisation publik wurde, waren nicht so leicht zu bewältigen. Doch halten wir uns an die Chronologie.
Geboren wurde Axel Lundahl Madsen, der sich heute Axel Axgil nennt, am 3. April 1915 in Odense, wuchs als Adoptivkind aber auf dem Lande auf. Nach Abschluß einer Schneiderlehre ging er nach Jylland, wo er in verschiedenen Städten als Schneidergeselle arbeitete, bis die Materialnot der Kriegsjahre auch ihn zwang, seine Arbeit aufzugeben. Die Not machte ihn indes erfinderisch, und er gründete kurzerhand seine eigene Firma. "In ihr stellte ich Unterhaltungsprogramme und Künstlertourneen auf die Beine, u.a. für den damals bekannten Schauspieler Osvald Helmuth. Später lernte ich auch Thomas Olesen Løkken kennen, einen Schriftsteller, für den ich zeitweilig als Haus- und Bürogehilfe arbeitete. Im Zuge dieser Arbeit begegnete ich vielen, die genauso fühlten wie ich. Einmal luden mich zwei Frauen nach Kopenhagen ein und zeigten mir die Restaurants, die den 'Eingeweihten' als Treffpunkte dienten. Damals hätte ich ja nie gedacht, daß es so viele Homosexuelle gibt."
"Homosexuell" war indes auch nicht das Wort, das man zu jener Zeit benutzte. "Wir sprachen in weit höherem Grad von 'Gefühlsgenossen', wenn wir andere Homosexuelle meinten, bis Helmer Fogedgaard das neue Wort 'homofil' schuf. Das Wort lenkt den Blick ja auch mehr auf die Gefühle, die Liebe, die man für einen Menschen des gleichen Geschlechts empfindet als auf die Sexualität." Helmer Fogedgaard war derjenige, ohne den die Sache 1948 wohl nicht so recht ins Rollen gekommen wäre. Lundahl Madsen hatte von dem "Mann in Rudkøbing" erzählen hören, und von seinen Plänen, eine eigene Zeitschrift für Homosexuelle zu gründen. In ihr lancierte er 1950 das neue Wort "homofil", das fortan seinen Siegeszug über ganz Skandinavien antreten sollte. Noch heute ist es die gängige Fremd- und Selbstbezeichnung homosexueller Männer vor allem in Norwegen, aber auch in Schweden und Dänemark hat es sich neben dem eher klinischen "homosexuell" und Worten wie "bög" und "bøsse" behaupten können.
Für Helmer Fogedgaard und Axel Lundahl Madsen bedeutete ihre erste Begegnung den Beginn einer jahrelangen regen Zusammenarbeit und einer bis heute andauernden Freundschaft - platonischer Natur, wie Axel Lundahl Madsen alias Axgil betont. Während er 1948 die Gesetze und Zielparagraphen der neuen Vereinigung ausarbeitete, bereitete Fogedgaard die Herausgabe der Zeitschrift Vennen (Der Freund) vor, deren erster Redakteur er auch wurde. Obschon von vielen befürchtet, führte ihr erstmaliges Erscheinen im Januar 1949 nicht dazu, daß die übrige dänische Presse Zeter und Mordio schrie. Zwar wurde schon bald die hysterische Frage gestellt, ob Vennen nicht verboten werden müßte. Was die neue Vereinigung anbelangte, interessierte man sich aber weniger für deren Ziele, als vielmehr dafür, welche Personen in ihr engagiert waren. Als ein Journalist schließlich herausfand, daß die Postfachnummer des Forbundet af 1948 mit der von Lundahl Madsen identisch war, war der Skandal perfekt. "Ich verlor nicht nur umgehend meine politischen Ämter und wurde aus der Partei ausgeschlossen", erzählt mir Axel Axgil. "Auch mein Vermieter kündigte mir von einem Tag auf den anderen - aus Rücksicht auf seine Frau und die Familie, wie er mir versicherte. In der Pension, wo ich für gewöhnlich aß, teilte mir die Wirtin mit, ich müßte nun woanders hingehen, da die übrigen Gäste in meiner Gegenwart nicht mehr 'speisen' wollten. Am Tag darauf entließ mich mein Chef unter wortreichem Bedauern, schließlich seien in seinem Betrieb ja auch junge Leute tätig. Außerdem müsse er an die Kunden denken! Und als ich dann zu Hause ankam, klingelte auch noch das Telefon. Es waren 'Freunde', die mich baten, ihre Namen und Adressen nicht zu nennen. Einige gingen gar so weit, mich zu bitten, sie nicht mehr zu grüßen, sollten wir uns auf der Straße zufällig einmal begegnen. Da kann man sich heute vielleicht noch vorstellen, was damals für eine Stimmung herrschte."
Doch Lundahl Madsen ließ sich nicht unterkriegen. Ein Umzug in eine andere Stadt war allerdings unvermeidlich, das sah er ein. In Ålborg war der Ruf ein für allemal ruiniert. Hier fand er keine neue Arbeitsstelle mehr, was er auch tat und versuchte, und von irgend etwas mußte er ja leben. So kam er nach Kopenhagen, wo ein Mitglied des Forbundet af 1948 ihm Unterschlupf gewährte, bis er etwas Besseres gefunden hätte. Und Kopenhagen wurde sein Glück. Eigil Eskildsen, der bereits bei Bekannten die ersten Ausgaben von Vennen kennengelernt hatte, suchte ihn hier eines Tages auf, und nach zahlreichen Verabredungen und gemeinsam verbrachten Stunden entschieden sich die beiden am 15. Januar 1950, von nun an auch Tisch und Bett miteinander zu teilen. Das Fundament für eine 45jährige treue und erfüllte Partnerschaft war gelegt, die erst durch den Tod Eigils am 22. September 1995 beendet wurde.
Mit dem Forbundet af 1948 ging es seit seiner Gründung steil aufwärts. Anfang 1951 war die Mitgliederzahl des Verbandes bereits auf 1.339 gestiegen. Bald hatte man auch erste "Vertrauensmänner" in Norwegen und Schweden. Sie sollten später die Errichtung eigenständiger Organisationen in den skandinavischen Nachbarländern vorantreiben. Doch auf die anfänglichen Erfolge des Verbandes folgten turbulente Zeiten, die von internen Streitigkeiten, Konkurrenzkampf und persönlichen Angriffen geprägt waren. Lundahl Madsen verließ den Vorstand der Vereinigung, die er selbst ins Leben gerufen hatte, bereits im Mai 1952 wieder. Gleichzeitig wurde den dänischen Homosexuellen von seiten des Staates und der Öffentlichkeit erheblich zugesetzt - nicht nur in Form von "Onaniepatrouillen" der Kopenhagener Polizei, die an Klappen Jagd auf Schwule machte. Die Hetze gegen die Homosexuellen in der dänischen Presse kulminierte in den Jahren 1955 und 1956 in der sogenannten Pornographie-Affäre.
"1950 hatten Eigil und ich zwei Firmen gegründet, in denen wir einen diskreten Verkauf von Nacktbildern männlicher Modelle und von importierten Zeitschriften und Büchern zum Thema Homosexualität betrieben", erzählt Axel Axgil. "Aber als 1954 die Frau eines Lehrers der Inneren Mission einen unserer Verkaufskataloge in die Hände bekam, war das Geschrei groß. Es wurde sogar Anklage gegen uns erhoben. Sie mußte allerdings schnell wieder fallen gelassen werden, als wir nachweisen konnten, daß der betreffende Katalog von dem Lehrer selbst bestellt worden war und wir Werbematerial im übrigen nur auf schriftliche Bestellung und in geschlossenen Briefumschlägen verschickten."
Ein Jahr später sollte man nicht so glimpflich davonkommen. Der Kopenhagener Polizeiinspektor Jens Jersild, bekannt für seine antihomosexuelle Umtriebigkeit, erwirkte am 29. März 1955 einen Durchsuchungsbefehl für die zwei Firmen Lundahl Madsens und Eskildsens. "Das war der Auftakt zu einem Alptraum, der von der Polizei in der gesamten versammelten Presse Dänemarks groß aufgeblasen wurde. In homosexuellen Kreisen herrschte Panik. Es wurden ja immer mehr da hineingezogen, schließlich wurden über 1.000 Homosexuelle verurteilt und verhaftet. Jersild hatte nämlich eine Namenskartei, die er im Zuge unzähliger Verfahren gegen Kopenhagener Strichjungen seit Jahren zusammengetragen hatte. Diesen Strichjungen war versprochen worden, die Anklage gegen sie würde zurückgezogen, wenn sie Namen und Adressen ihrer 'Kunden' mitteilen würden. Bei Durchsuchungen fand man dann bei vielen von ihnen Fotos, wie wir sie vertrieben, und drei dieser 'Kunden' sagten aus, sie hätten sie bei uns gekauft und als Onaniervorlage benutzt. So wurde uns in unserem Prozeß später angelastet, wir hätten 'Spekulation mit der Sinnlichkeit der Leute betrieben'. Wir beide saßen dann über ein Jahr lang in strenger Einzelhaft. Und nach der Entlassung wurde Eigil und mir von seiten der Polizei geraten, wir sollten uns trennen, denn wir hätten einen schlechten Einfluß aufeinander. Wenn wir den Rat nicht befolgten, würde man uns bis ans Ende unser Tage nicht in Ruhe lassen. Da überlegten wir, wie wir der Welt am besten zeigen könnten, daß wir zusammengehörten und ein Paar waren, und kamen auf die Idee mit dem Namen." Aus ihren beiden Vornamen schufen sie den gemeinsamen Nachnamen Axgil, den zu tragen ihnen auch amtlich zugestanden wurde.
1956 mußten Axel und Eigil Axgil wieder beginnen, sich Schritt für Schritt eine neue Existenz aufzubauen. Sie gründeten einen Zeitungskiosk, den sie ein paar Jahre später mit Gewinn verkauften und eröffneten ein Fotogeschäft. Und so ging es weiter. Sie betrieben eine Druckerei und dann eine Ferienpension. 1980 verkauften sie aber auch diese Pension wieder und genossen fortan das Leben, indem sie die Welt bereisten, so bald und so oft die Lust hierzu sich meldete. Fast könnte man meinen, es habe seit Mitte der fünfziger Jahre nur Erfolge und glückliche Zeiten im Leben von Axel und Eigil Axgil gegeben. Wäre da nicht die Sache mit dem Forbundet af 1948 gewesen.
Wie Axel Axgil erzählt, bereitete ihm und seinem Freund nach der Entlassung aus dem Gefängnis die Haltung des Vorstandes eben jener Vereinigung die größte Enttäuschung. Man verweigerte ihnen einfach die weitere Mitgliedschaft. Erst Anfang der siebziger Jahre, als der Verband von Vertretern einer jüngeren Generation geleitet wurde, bot man ihnen an, der Organisation wieder beizutreten. 1974 wurde Axel Axgil dann sogar zum Ehrenmitglied ernannt, was ihn unmäßig freute. Sein homopolitisches Engagement hatte er doch auch in der Zwischenzeit nicht ruhen lassen. Unter dem Namen I.H.W.O. (International Homosexual World Organisation) gründete er 1954 eine neue Organisation, die im wesentlichen auf Korrespondenz-Basis arbeitete und schnell bedeutende Kontakte vor allem im Ausland bekam. Die Organisation, die nicht als Konkurrenz zu bereits bestehenden Vereinigungen wie dem Forbundet af 1948 gedacht war, hatte ihre Blütezeit in den Jahren nach 1968, als man auch die internationale Mitgliederzeitschrift UNI herausgab. Sie erschien in sieben Sprachen. Die I.H.W.O. wandte sich mit zahlreichen Eingaben über Jahre hinweg an die Behörden z.B. auch Finnlands, (West-) Deutschlands und Österreichs, wo männliche Homosexualität noch unter Strafe stand, und trug so dazu bei, daß das Thema in diesen Ländern die gebührende Aufmerksamkeit erfuhr. Gleichzeitig bekamen Schwule durch UNI die Möglichkeit, international in Kontakt miteinander zu treten. Das spornte homosexuelle Gruppen in Ländern wie England, Deutschland, Frankreich, Belgien und Kanada zum weiteren Arbeiten an. Heute haben alle diese Länder eigene stabile Homo-Organisationen. In Deutschland, wo Magnus Hirschfeld mit dem "Wissenschaftlich-humanitären Komitee" bereits 1897 die erste homosexuelle Selbsthilfeorganisation der Welt gegründet hatte, hatten ja die Nazis jegliche homosexuelle Infrastruktur zerschlagen.
Axel Axgil nennt auch ein Beispiel für die Arbeit der I.H.W.O.: "Aufgrund der Freigabe von pornographischen Schriften und Bildern in Dänemark 1967 und 1969 verschärften damals viele Länder die Zensurbestimmungen für Post aus Dänemark. Darunter auch die Bundesrepublik. Aus dem Anlaß schrieb die I.H.W.O. einen Brief an den damaligen deutschen Bundeskanzler Willy Brandt, worin wir gegen die Öffnung von Briefen und anderer Post, die homophile Magazine enthielt, protestierten. Das hatte zum Ergebnis, daß uns das deutsche Finanzministerium, dem die Sache oblag, antwortete, solche Sendungen würden, wenn sie nur für den persönlichen Gebrauch des Empfängers bestimmt sind, 'von sofort an' nicht mehr angehalten." So war also auch hier ein Erfolg erzielt worden.
Als Axel und Eigil Axgil nach knapp 40 Jahren des Zusammenlebens am 1. Oktober 1989 als erstes schwules Paar der Welt die registrierte Partnerschaft eingingen, taten sie das "mit großer Befriedigung darüber, daß wir jetzt eine offizielle Anerkennung unseres Zusammenlebens bekommen können - mit allen Rechten und Pflichten, die das mit sich führt." Axel Axgil hofft heute, "daß allen Homosexuellen das Glück und die Befriedigung beschert wird, die uns Dänen nun gesichert ist." Bislang sind zumindest Norwegen, Schweden und Island dem dänischen Beispiel in der Gesetzgebung gefolgt. Ja, Island ging sogar noch einen Schritt weiter: Als erstes Land der Welt räumt es schwulen und lesbischen Paaren seit Juni diesen Jahres auch das Sorgerecht für Kinder ein. Ob andere Länder sich dies zum Vorbild nehmen, wird allein die Zukunft zeigen. Die Weichen hierfür zu stellen, sieht Axel Axgil indes nicht mehr als seine Aufgabe an. Er hat in Dänemark auch so schon genug zu tun. Als Redner und Diskussionspartner im Radio wie im Fernsehen ist er ein gefragter Mann. Das muß auch ich feststellen, als wir plötzlich vom Telefon aufgeschreckt werden. Es ist der dänische Rundfunk, der ein Gespräch zwischen zwei Schwulen quer über die Altersgrenzen hinweg senden will. Als Pionier der skandinavischen Schwulen- und Lesbenbewegung soll Axel Axgil im Dialog mit einem jungen Mann von heute erzählen, wie es war, in den fünfziger Jahren in Dänemark schwul zu sein. Wer könnte das besser als er?
Raimund Wolfert M.A. arbeitet als Journalist und Kulturvermittler in Berlin.
Der Wegbereiter, artikel in NORDEUROPA FORUM Nr.4 1996,
Raimund Wolfert: [email protected]
Axel Axgil: Der Wegbereiter. In: NORDEUROPAforum, 6. Jg., Heft 4, 1996, S. 3133
FÜR GROSSFORMAT
"AXELHUS - IHWO"
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Helmer Fogedgaard - Axgils & Rolf Loevaas - Allan Hellmann - "Rolf" Karl Meier, - "Bob Angelo" - Eigil Axgil 1922-+95 |
PIONEERS OF EUROPEAN GAY SOCIETIES 1st PARTNERSHIP PAGE |
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Helmer Fogedgaard, "Homophilos" (1907-) Editor and publisher of "Vennen" 1949-1955, the Danish F-48 magazine |
Allan Hellman, (1904-1982) 1950-51 F-48 /RFSL "The bravest man in Sweden" was for years the only openly gay |
Rolf Loevaas (1923-1996) The 1st chair of Norwegian gay society DNF-48 1950-52, prolific gay activist writer |
"Rolf" - Karl Meier, (1897-1974) Swiss "Der Kreis" 1942-67, visited Axgils 1954 & 70. Godfather of gay movements |
"Bob Angelo" - Niek Engelschman, (1913-1988) founded Dutch COC (1946-63) met Axgils 1949 & 53, decorated 86 |
Magnus Hirschfeld (1868-1935) WhK 1897-1933 , gay sex researcher as Alfred Kinsey (1894-1956) who wrote Axgil |
Eric Thorsell (1899-1980) with WhK, RFSL/ F-48 Michael Holm & Guert Staal took over "IHWO" (54-70) in 68 |